Stiftungspreis der Kurt Graulich Stiftung: 25 Jahre Hosipizverein Lebensbrücke
Der Hospizverein Lebensbrücke Flörsheim feierte Jubiläum, 25 Jahre und das Hospiz Lebensbrücke 10 plus 2 Jahre. Anlass, Bürger und Freunde in die Stadthalle Flörsheim einzuladen. Neben der Jubiläumsfeier lautete ein Programmpunkt Letzte Lieder – Geschichten und Musik zum Lebensende. Beides vom Titel her nicht unbedingt Programmpunkte, die vom Hocker reißen. Der halbe Saal der Stadthalle war dennoch besetzt, kein Stuhl blieb frei. Beleg für die Beliebtheit von Hospiz und Hospizverein. Der Abend sollte allerdings zu etwas Besonderem werden, unter die Haut gehen.
Doch der Reihe nach. Christa Hofmann, Vorsitzende von Hospiz und Verein, begrüßte alle Anwesenden und besonders die Ehrengäste, die politische Prominenz: Michael Kröhle, Stadtverordnetenvorsteher, Bürgermeister Dr. Bernd Blisch, Erste Stadträtin Renate Mohr, Madlen Overdick, Erste Beigeordnete des Main-Taunus-Kreises sowie von der anderen Mainseite Kasten Groß, Erster Stadtrat von Mörfelden-Walldorf.
Da Christa Hofmann zum Ende des Jahres offiziell aus ihrem Amt scheidet, das Hospiz wird von dem Klinikverband Varisano, der auch die Kliniken im Kreis betreibt, übernommen, konnte sie auch ihre Nachfolgerin als Leiterin des Hospiz Flörsheim, Cynthia Dönges, begrüßen. Allerdings bleibt Christa Hofmann in beratender Funktion dem Hospiz noch eine Weile treu. Außerdem wird sie dem Hospizverein Lebensbrücke als Vorsitzende erhalten bleiben.
5.000 Euro von der Kurt Graulich Stiftung
Die Kurt Graulich Stiftung vergibt seit dem Jahr 2000 jedes Jahr einen Stiftungspreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, an caritativ tätige Organisationen oder auch an Einzelpersonen. Kurt-Jochem Graulich, Gründer und Vorsitzender der Stiftung, der überraschend am 1.Mai verstorben ist, hatte noch zu Lebzeiten den Wunsch geäußert, den Stiftungspreis 2023 dem Hospizverein Lebensbrücke zu verleihen. Kuratorium und Beirat der Stiftung folgten diesem Wunsch einstimmig. So gab es für Christa Hofmann an diesem frühen Abend einen besonders erfreulichen Moment, als Eric Schierholz, Vorstand der Stiftung, ihr mitteilte, dass 5.000 Euro durch die Stiftung an den Hospizverein Lebensbrücke überwiesen werden. Christel Graulich, Frau des zu früh verstorbenen Kurt-Jochem Graulich, war an diesem Abend ebenfalls anwesend.
Das Hospiz und seine Aufgabe
Das weit über die Grenzen von Flörsheim anerkannte Hospiz Lebensbrücke wurde vor zwölf Jahren eingeweiht und eröffnet. Es bietet seinen Gästen zum Lebensende in zwölf Zimmern einen würdevollen Abschied. Für eine ganzheitliche, medizinische, palliative und pflegerische Umsorgung steht ein professionelles Team von dreißig examinierten Pflegefachkräften zur Verfügung. Komplettiert wird alles durch eine Fachkraft im Sozialen Dienst, eine Verwaltungskraft, einen Koch und vier weitere Mitarbeiter. Um das Wohlfühlgefühl für die Patienten zu vervollkommnen, sind eine Musiktherapeutin, eine Fachkraft mit Therapiehunden und auch zwei Shetlandponys bei Bedarf im Hospiz anzutreffen. Jeden Dienstag erklingt zur Mittagszeit außerdem Kaffeehausmusik vom Klavier. Zahlreiche ehrenamtliche Hospizhelferinnen sind zudem Tag für Tag vor Ort, um Wünsche der Gäste zu erfüllen. Das Wohlbefinden aller Gäste hat oberste Priorität.
Ein unvergesslicher Höhepunkt
Der Programmpunkt. „Letzte Lieder – Geschichten und Musik am Lebensende“ klang eher nach einer langweiligen Pflichtaufgabe. So viel sei vorweggesagt, die noch folgenden zwei Stunden waren nicht nur kurzweilig, sie waren berührend, zu Herzen gehend, sie erzeugten Lacher und rührten zu Tränen. Sie waren anrührend und humorvoll.
Der Autor dieses Programms, Stefan Weiller, hat über Jahre sterbende Menschen aufgesucht und ein Projekt entwickelt, das von Liedern von Menschen in der letzten Lebensphase, aus Lebenserinnerungen berichtet. Entstanden ist ein Bühnenprogramm, das inzwischen in vielen Städten unserer Republik aufgeführt und vorgetragen wurde und wird und ausschließlich begeistert.
Was die Akteure des Spektakels: Ralf Sach als musikalischer Leiter, Sophie Wenzel (Mezzosopran), Mareike Bender (Sopran), Monica Rincon an der Harfe sowie die Erzähler Brigitta Assheuer und Christoph Maria Herbst auf der Bühne abbrannten und umsetzten, war ein Feuerwerk von selten zu erlebender Intensität. Aktuell und doch zeitlos.
Klavier, Akkorden, Gitarren, Harfe im Zusammenspiel mit der Sprache der beiden Sprecher sowie die beiden Sängerinnen, die sichtlich vor Sangesfreude sprühten, war ein Katalysator, der mannigfache Emotionen auf die Zuhörer im Saal übertrug und für ungehemmte Begeisterung sorgte. „Let’s Twist again“ zum Schluss zeigte pure Lebensfreude.
Wenn Beifall das Brot des Künstlers ist, dann haben die Protagonisten auf der Bühne an diesem Sonntagabend reichlich davon genossen. Minutenlanger Beifall verabschiedete die Akteure eines unvergesslichen Abends. Ein Zuhörer formulierte nach Ende der Vorstellung: Wahnsinn!